Schweizer Festungen - Fortifications in Switzerland |
Weltkrieg 1914-1918 (im Elsass)Inhalt dieser Seite / index of this page:
Bunkerpfad „Km Zéro“ – Südende der WESTFRONT, 1914-1918 UpdateIm Juli 2014 wurde dieser
Bunkerpfad bei Pfetterhausen im Oberelsass/Dept. Haut-Rhin offiziell eröffnet Als
Hintergrund-Information zu den einzelnen Bereichen finden Sie Ausschnitte aus
meiner GMS-Reise-Dokumentation „Ajoie – Sundgau“ von 2002/2003.
Die 6 Kapitel & das "Summary in English" können Sie auch direkt
anklicken: Der Prospekt-Ausschnitt zeigt den Verlauf des 7,5km langen Bunkerpfades beidseits des Larg-Flusses durch das Gebiet der französischen und deutschen Stellungen, sowie der Schweizer Grenzposten.
Die Freiwilligen von „AKZ“ haben schon eine Reihe von Bunkern zugänglich gemacht, Treppen erstellt und Schadhaftes ausgebessert , damit ab 2014 die sichere Begehung dieser Objekte möglich wird. Wer schon jetzt auf „Spurensuche“ geht, sollte besondere Vorsicht walten lassen, speziell bei Innenbesichtigungen. (Solide Schuhe, Getränk, Ausweispapiere für Grenzübertritt und Taschenlampe mitnehmen.) Die als „Parking“ markierten Stellen erlauben es, Start & Ziel der Exkursion selbst zu bestimmen oder in Etappen aufzuteilen. Vor 100 Jahren waren auf beiden Seiten der Larg offene Wiesen, die Weiher existierten noch nicht & der Wald begann beidseitig erst an den Hängen des Tals.
1. Die französische Front (km zéro/ km Null, Front de l’EST)1.1 Pfetterhausen und die Entstehung der französischen Largtal-FrontAnlässlich des frz. Vorstosses vom 7. August 1914 (1. Schlacht von Mülhausen) stiess rechts der Kolonne auf Seppois - Largitzen - Altkirch eine Schwadron (1./18° Dragoner) und ein Zug Radfahrer als Flankensicherung von Réchésy gegen Pfetterhausen - Moos - Bisel vor. Die Vorhut von 2 Patrouillen zu je 16 Reitern attackierte um 07.20h die dt. Posten auf dem Gerschwillerboden (1 km W Pfetterhausen). Der Schusswechsel alarmierte die dt. Besatzung (84 Mann des IR 142 + 30 Mann andere Truppen + einige Dragoner) unter Kommando von 2 Leutnants, welche SW des Friedhofs bei der Barrikade an der Strasse nach Réchésy in Stellung ging. Beim Gefecht wurden 4 frz. Dragoner getötet. Die beiden dt. Leutnants befürchteten, von einer Übermacht eingeschlossen zu werden und gaben gegen 08.00h den Befehl zum Rückzug gegen Moos, obwohl sie bisher nur einen Verwundeten hatten. (Im Rapport war dann von frz. Truppen aus 2 Inf Rgt + 2 Dragoner-Rgt + 1 Rgt Kürassiere die Rede, statt von ca. 200 Mann !) Im Aug. und Sept. 1914 blieb Pfetterhausen ohne Truppen; Patrouillen beider Seiten kamen auf ihren Streifen durch das Dorf, wobei auch Vieh & Wagen, bzw. junge Männer eingezogen wurden. Nach der Marne-Schlacht wurden ab 14.9.14 rund 2'000 Mann der frz. 57° DR (Reserve-Div aus Belfort) in Réchésy stationiert. (372° RI, 244° RI, Artillerie + Dragons 18°; 371°RI + KP in Dannemarie) Am 18.9.14 entschied Général Thévenet, Gouverneur von Belfort, die südliche Verteidigungslinie bis Delle, Boron & Grosne vorzuschieben und mit Zolltruppen in Chavanatte, Suarce, Lepuix und Réchésy die Grenzdörfer gegen dt. Patrouillen zu schützen. Ab 24./26.9. 1914 wurden die 3. + 9. Kp des 9° Zoll-Bat in Pfetterhausen stationiert. Vom Gefecht bei Waldighofen am 24.9. war Pfetterhausen nicht direkt betroffen. Auch vom erfolglosen frz. Angriff auf Bisel vom 7.10.14 mit 3 Rgt der 57. DR war nur der Gefechtslärm zu hören.
1.2 Der frz. Frontabschnitt „SUD“Mitte Okt. 1914 umfasste der frz. Sektor „Sud“ den Bereich im Larg-Tal zwischen Strueth und der Schweizer Grenze bei Pfetterhausen unter dem Kdo von Oberst Matuszynsky mit KP in Suarce: Der Nachschub erfolgte über die 1913 eröffnete Strassenbahn Belfort – Vézelois – Brebotte – Vellescot – Suarce – Lepuix – Réchésy.
Vorposten : Côte 387 Misselberg;
Largitzen; E Seppois; ligne de la Largue.
Cdt Fleutiaux
(III. Bat/55°RIT) übernahm am 15.10.14
das „Centre de résistance“ Pfetterhouse mit: 2 Kp III/55°RIT; 2 Kp
Zolltruppen; 1 Zug Génie 28/5, Am
30.10.14 wurden 2 Kanonen 155mm long an der Strasse nach Beurnevésin
(beim dt. Zollamt, 500m E Schweizer Grenze) in Stellung gebracht, bedient von 80
Kanonieren unter Lt Vasselet (13. Bttr/6°Groupe d’artillerie à
pied d’Afrique, d’Oran). BEFESTIGUNGEN: Im Wald beim Sparhof entstanden ab 6.11.14 Schützengräben und eine Holzbaracke mit Verbindungsgraben. Am 21.11. war die Mg-Stellung auf erhöhter Plattform im Mühlehölzle (W Largbrücke) fertig. Beim Fahrweg nach Niederlarg und zwischen der Brücke von Moos und der Stellung Niederlarg entstanden oberhalb des W-Ufers der Larg Schützengräben und Wellblech-Unterstände, ebenso bei der Kuppe W Tönisweiher. Weitere Mg-Stellungen & Gräben rund um Pfetterhouse, sowie die beschubsichere, grosse Baracke bei Pt. 484 auf Poulay wurden auch bis Ende Nov. fertig gestellt. Ab 9.11.14 wurde von der Genietruppe die Larg im Bereich der zerstörten Obermühle gestaut und so der sumpfige Talboden noch schwerer passierbar gemacht. Ab 14.11.14 benützte die in Réchésy stationierte Batterie von 90mm Kanonen die Waldlichtung zwischen Dreiländerstein und route de Réchésy (300m ab Schweizer Grenze) als Feldstellung für ihre Einsätze gegen Moos – Moernach – Durlinsdorf..
Am 22.11.14 verfügte Cdt Fleutiaux für die
Front zwischen Schweizer Grenze/Largzipfel und Fahrweg nach Niederlarg
über 3 Kp 55° RIT, 1 Kp 57° RIT, 2 Kp Zolltruppen (9° Bat), sowie 1 Zug Pioniere
(28°/5);
Skizze der frz. Frontlinie an der Largue
zwischen Schweizer Grenze und Seppois
Der 1. Abschnitt „Pfetterhausen“ des "Groupement Sud" war im Nov. 1914 wie folgt besetzt:
U’Abschnitt Largin: 1 Kp
(Schweizer Grenze bis Ravin Bannholz)
Im 2. Abschnitt „Seppois-le-Haut“, Kdt
Viot (55° RIT) waren 2 Kp (55° RIT) + 1 Kp (57° RIT) vom Fahrweg Niederlarg bis
zur Strasse Seppois-le-Haut nach Bisel im Einsatz. Zur Versorgung der Dorfbewohner mit Lebensmitteln konnte der Einkauf am Schweizer Grenzposten Beurnevésin organisiert werden, wo dann Teigwaren in Kisten, ganze Laibe Emmentaler Käse und Schokolade per kg - mit Ausnahmebewilligung wegen Exportverbot - günstig erhältlich waren. Einwände der frz. Zollbehörden, dass darauf Einfuhrzoll zu errichten wäre, konnten mit dem Argument, dass es sich hier (noch) um dt. Gebiet handle, schliesslich von Cdt Fleutiaux abgewehrt werden.
Bereits am 28.11.14 befahl das „Groupement Sud“
folgende Umstellung: Pfetterhausen erhielt am 17.12.14 noch 2 Kanonen 120mm long, mit 1 Of, 4 Uof & 69 Kanonieren der 13. Bttr / 6ième Groupe d’Art à pied d’Afrique. Die Geschütze wurden im Bois carré N Pfetterhausen platziert & die Mannschaft im Bahnhof einquartiert. Schon am 7.1.15 wurde die Bttr jedoch nach Seppois verschoben.
Am 28.12.14 befahl Oberst Gombault für das 55°
RIT und 99° RIT neu:
In der Anfangszeit, 1914/15, bauten die frz. Truppen nur Feldstellungen mit Holz- oder Wellblech-Blockhäusern. Auch später blieben Betonbauten in der frz. Front die Ausnahme. Ein schönes Beispiel dafür ist die „Villa Agathe“, der östlichste frz. Bunker der Westfront. („Ostfront“/front de l’est bei den Frz.)
Ab Dez. 1914 bis 11. November 1918 blieben die Frontlinien in diesem Bereich praktisch unverändert. Zu den erwähnten Bahnen finden Sie
weitere Berichte auf dieser Homepage unter "Elsass-Bahnen": AKTUELLL: „felichon“ aus Pfetterhouse hat eine Serie von Fotos zur „Villa Agathe“ und den übrigen, spärlichen Spuren von frz. Gräben & Bauten (z.B. „Blockhaus Moos“) zusammengestellt unter: http://www.flickr.com/photos/94033413@N06/sets/72157632989166396/ 26.8.2013 2. Die Schweizer Grenzbesetzung im Largin („Front“ Bec de Canard)Als neutraler Staat hatte die Schweiz dafür zu sorgen, dass keine der beiden Kriegsparteien über ihr Gebiet vordringen und so der anderen in den Rücken fallen konnte. Ab 1. Aug. 1914 waren dazu Truppen für den Grenzschutz aufgeboten.
2.1 Mobilmachung und Erste AufträgeAm 28. Juni 1914 wurden in Sarajewo der österreichische Thronfolger, Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin, Sophie, bei einem Attentat ermordet. Am 13. Juli 1914 erfolgte ein österreichisches Ultimatum an Serbien, obwohl die serbische Regierung – wie die k.u.k. Führung genau wusste – nichts mit dem Attentat zu tun hatte. Ende Juli 1914 erfolgten auf Grund der verhängnisvollen Bündnispolitik nacheinander die Mobilisierungen der verschiedenen Armeen.(Das deutsche Ultimatum an Belgien folgte am 2.8.14 und erste Aktionen am 4.8.14.) Der schweizerische Bundesrat beschloss am Freitag, 31. Juli
1914 die Mobilmachung der gesamten Armee auf
Samstag, 1. August 1914. Am 4.8. wurden dem Bundesrat von der Bundesversammlung im Rahmen der Verfassung unbeschränkte Vollmachten erteilt und eine Neutralitätserklärung beschlossen. Am gleichen Tag erfolgte die Wahl und Vereidigung des rangältesten Korpskommandanten, Ulrich Wille, zum General. Der Bundesrat gab dem General folgende strategische Zielsetzung: „Es ist Ihre erste Aufgabe, mit Hilfe der Ihnen unterstellten Streitkräfte unsere volle staatliche Souveränität und Unabhängigkeit gegenüber jeder Beeinträchtigung von Innen oder von Aussen zu wahren und unser Gebiet gegen jede feindliche Verletzung zu schützen.“ Am 5.8. wurde der Chef der Generalstabsabteilung,
OberstKKdt Theophil Sprecher von Bernegg
zum Generalstabschef ernannt. Am 6.8.14 wurde das 1. AK von KKdt Audéoud (2. Division und 3. Division, sowie eine Kavallerie-Div (ad hoc) und der Landsturm im Raum) beauftragt, die Grenze zwischen Lützel und Doubs-Ausfluss zu sichern und so die 4. Division im Raum Basel zu verstärken. Am 7.8.1914 (Beginn der ersten Schlacht um Mülhausen) brachte der „Armeebefehl für die Bereitstellung an der West- und Nordfront“ eine weitere Konzentration der Truppen. Die operative Absicht von
General Wille lautete nun knapp: „Unsere Armee lässt stärkere Teile an der
Nord- und Westgrenze und beobachtet die Südgrenze. Das Gros konzentriert sich
hinter der Front Basel-Porrentruy.“ An der NW-Grenze standen insgesamt 3 Infanterie-Divisionen im Jura – mit Vorposten direkt an der Grenze – von Basel über das Lützeltal ins Becken von Delsberg/Delémont und weiter bis Les Rangiers/St. Ursanne, sowie im Raum Pruntrut/Porrentruy (Ajoie), sowie 1 Kavalleriedivision. Im Mittelland dahinter stand eine weitere Division im Raum Solothurn an der Aare – und es wurden die „Fortifikation Murten“ und die „Fortifikation Hauenstein“ gebaut. Nach September 1914 begann ein Ablösungsturnus, der in der Regel immer etwa zwei Divisionen unter den Waffen beliess. Das Dispositiv für den Armee-Einsatz wurde nicht mehr geändert.
2.2 Schweizer Grenzposten im Largzipfel / LarginIm Herbst 1914 wurde zur deutlichen Grenz-Markierung
vorerst ein einfacher Grenzzaun
(Stacheldraht, 3-reihig) – plus Hinweistafeln - zwischen Zollamt
Beurnevésin/Pfetterhouse via Largin bis zur Strassenkreuzung Bonfol /
Pfetterhouse - Courtavon/Ottendorf (Grenzstein Nr. 97) erstellt, so dass die
dt. und frz. Patrouillen
die Grenze nicht mehr unabsichtlich (bei Nacht oder Tag) überschreiten
konnten.
(2x klicken zum Vergrössern) Wie aus der Legende oben ersichtlich, entstanden anfangs
1915 im Largin
zwei „grosse Blockhäuser (Bau-)Nr. 1 &
2“ , sowie zwei „kleine Blockhäuser“
(beide als Nr. 4 eingetragen).
(Pro Bataillon
– damals zu 800-900 Mann – war meist
eine Kompanie (200 Mann) auf Grenzwache.
Zwei Berichte zum Alltag dieser Grenzposten Vom
3. Aug. 1915
an besetzt die Cp car. I/1 für 6 Wochen die Posten im Sektor Bonfol.
Der Posten Nr. 2* sperrt die Strasse Bonfol-Ottendorf/Courtavon. Davon
handelt der Bericht. „Mitten im Eichenwald versehen 30 Soldaten unter dem Kommando eines Leutnants den Bewachungsdienst. Eine Holzhütte dient als Unterkunft: Aufenthalts-, Ess- & Schlafraum sowie als Büro für den Postenchef, welcher 3 m2 in einer Ecke benützt. Durch die kleinen Fenster dringt nur wenig Tageslicht; bei bedecktem Himmel muss man schon am Mittag die Petrol-Lampe entzünden um einen Rapport schreiben zu können. Die
Mannschaft des Postens ist in 3 Gruppen eingeteilt: 1/3 = Schildwachen &
Stellvertreter, In der Ruhezeit schläft die Mannschaft auf Stroh-Matratzen, spielt Karten, hackt Holz, räumt auf oder macht Unterhaltsarbeiten. Gelegentlich geht man auch auf Pilz- und Beeren-Suche. Die Verbindungspatrouillen sind bei Tag und trockenem Wetter sehr angenehm – bei Nacht und schlechtem Wetter dagegen mühsam wegen der zahlreichen Hindernisse, die man nicht sieht, weil man keine Taschenlampen benützen darf. Die Verpflegung des Postens erfolgt durch die Kompanieküche, welche mit der Reservemannschaft im Dorf Bonfol stationiert ist. Jeden Tag bringt ein Pferdewagen die vorgekochten Nahrungsmittel, ein Fass mit Trinkwasser, die Post und Artikel, welche in der Gemischtwarenhandlung in Bonfol eingekauft wurden. Die Ankunft des Verpflegungswagens ist das wichtigste Tages-Ereignis und der Feldweibel besorgt diese Dienste bestens und stellt damit die Verbindung unter den verschiedenen Detachementen der Kompanie her. Mit den täglichen Feuergefechten an der Larg und dem Kanonendonner aus Richtung Mörnach gingen die sechs Wochen schnell vorbei und wir waren froh, unseren Posten Berner Truppen übergeben zu können und nach Bonfol zurückzukehren.“
Ablösungsdienst der 4. Division 1915 in der Ajoie Als die 4. Division im März 1915 zur Ablösung der seit Kriegsbeginn im Dienst stehenden 5. Division einzurücken hatte, brachte der neue Grenzabschnitt im Pruntruter Zipfel (Ajoie) viele [Wehrmänner] in unmittelbare Nähe zu den Kampfhandlungen. Anfang April 1915 schrieb
der Nachrichten-Offizier der Division: Dennoch musste die Division
stets bereit sein, im Alarmfall an die Grenze abzurücken. 2.3 Bilder von Schweizer Posten (anklicken zum Vergrössern)
Im südlichen Teil des Largin stand das „grosse“ Blockhaus Süd, zwischen dem Gehöft Larghof („Schweizerhöfle“) und dem Eckpunkt des Largin bei Grenzstein Nr. 109 am Larg-Ufer.
Skizze
„Largzipfel“ mit den 2 Front-Enden,
umliegende Dörfer & „Dreiländerstein“
3. Die deutsche Front (Südende der WESTFRONT)3.1 Die Übergangszeit bis zur Erstarrung der FrontenAm 27.August 1914 rückte die Abteilung v.Bodungen zur Flankensicherung eines dt. Angriffs W Mülhausen-Colmar erneut über den Rhein vor. LJR 109 – verstärkt durch 14 Reiter der 25. Ldw- Dragoner, einer Kanonen-Batterie und einem Zug Festungs-Mg – marschierte bis Ober-Ranspach / Dreihäuser / St. Apollinar / Volkensberg und ging dort in Stellung. Sicherungsposten wurden an die Jll bei Werenzhausen / Dürmenach / Waldighofen vorgeschoben. Rechts von LJR 109 ging das LJR 110 bei Helfrantskirch / Kappelen in Stellung. Im Vorgelände zwischen Jll und Larg bis nach Dammerkirch – Illfurth waren die neu aufgestellten Radfahrer-Patrouillen und die Dragoner beider Rgt unterwegs und lieferten sich täglich Gefechte mit den frz. Aufklärungstruppen, während deren Gros W Réchésy lag. Am 19.9.14 rückte LJR 109 weiter vor und besetzte mit 2 Vorposten-Bataillonen Stellungen an der Jll (Schweizer Grenze – Dürmenach – Grenzingen). Jedes Vorposten-Bat erhielt zudem 2 Mg, 6 Meldereiter und 12 Radfahrer. Rechts davon stand LJR 110 bei Müspach – Helfrantskirch, seit 11.9. mit 6 leichten F Hb der Ersatz-Feld-Artillerie-Batterie Nr. 67. Die General GAEDE unterstellten Verbände erhielten neu die Bezeichnung „Armee-Abteilung Gaede“. Als Aufgabe blieb unverändert die Sicherung von Oberelsass und Oberrhein, verbunden mit häufigen Vorstössen zwecks einer Vorverlegung der derzeitigen Fronten. Am 21./22.9.14 erfolgten Vorstösse der Rgt 109 + 110 gegen Altkirch-Illfurth, die aber von den frz. Truppen zurückgewiesen wurden. (260° RI in Hirsingen – Hirtzbach – Carspach) Das Gefecht bei Waldighofen-Grenzingen vom 24.9.14 entstand bei einem massiven frz. Vorstoss (114. Inf Br der 57° D.R. mit 244°, 371° + 372° RIR [Rgt inf de réserve]+ 3 Bttr 7,5cm F Kan. + Div Art) entlang der Strasse Feldbach – Riespach – Waldighofen – (Rheinebene) und dauerte von 7 Uhr bis ca. 17 Uhr. Trotz Überlegenheit der frz. Artillerie verhinderten die alarmierten dt. Truppen ein Vorrücken über den Jll-Fluss. Am Abend zogen sich die Franzosen auf Bisel und Moos, die Deutschen bis Volkensberg zurück. Offiziell betrugen die frz. Verluste 14 Tote und 65 Verwundete, die dt. 5 Tote, 31 Verwundete und 4 Vermisste (Radfahrer). Am 1.10.14 rückte LJR 109 bis Riespach – Feldbach – Köstlach – Alt Pfirt – Dürlinsdorf vor. 6 Landsturm-Kp besetzten das Gebiet S davon entlang der Schweizer Grenze und bildeten so eine gewisse Reserve für die Landwehrtruppen. Am 5.10.14 griffen frz. Truppen aus dem Largtal Mörnach und Dürlinsdorf an, worauf sich das Bat I/109 bis Werenzhausen zurückzog. Am 6.10. erfolgte dann ein Vorstoss des LJR 109, vorübergehend verstärkt durch die Bat III/119 und II/123, wobei Bisel gestürmt und eine Linie Riespach – Bisel –Moos – Mörnach – Dürlinsdorf besetzt wurde. Am 7.10.14 wurde der Angriff fortgesetzt – verstärkt durch 3 Bat LJR 119 – mit Gefechten im Raum Bisel – Niederlarg, Pfetterhausen, Ober- & Niedersept, sowie Largitzen verblieben in frz. Besitz und wurden durch eine Reihe von Schützengräben geschützt; ein dt. Angriff von LJR 110 auf Largitzen am 8.10. missglückte. Am 13.10. erfolgte ein frz. Angriff auf der Linie Bisel – Mörnach, der die dt. Truppen tagsüber zurück zwang. In der Nacht konnten die alten Stellungen wieder besetzt werden. Mitte Oktober 1914 erhielt LJR 109 Verstärkung durch ein Bat bayr. LJR 3 sowie eine Schwadron bayr. Ldw-Chevaux-legers. Eine Reiterpatrouille nahm am 18.10. bei Pfetterhausen 3 frz. Zöllner gefangen. Im November 1914 erfolgten fast täglich frz. Patrouillen-Vorstösse zwischen dem Schweizer Largzipfel – Largbrücke – Niederlarg. Ende Dezember 1914 wurde die Hauptverteidungslinie von LJR 109 nach vorn verlegt und erhielt folgenden Verlauf: Bisel – Niederlarg – Moos – östliches Grumbachufer – Durlinsdorf. Von dort nach W zum Schweizerzipfel und S entlang der Schweizer Grenze Überwachung durch eine Schwadron bayr. Chevaux-legers. Im Laufe des Jahres 1915 wurden die dt. Postenstellungen bis an die Larg vorgeschoben und das Gelände mit Schützengräben, Holz-Blockhäusern, Hindernissen und Unterständen versehen.
3.2 Frontabschnitt Durlinsdorf – BiselEnde 1914 stabilisierten sich die Positionen von LJR 109 (nun zur 56. gemischten Landwehr-Brigade gehörend) auf der Linie Bisel – Niederlarg – Moos – östliches Grumbachufer – Durlinsdorf. Ein Bat war von Strasse Bisel–Heimersdorf bis Wäldchen N Niederlarg, ein Bat von dort bis Strasse Moos-Pfetterhausen und ein drittes Bat von dort bis Höhe 470 E „Schweizer Zipfel“ eingesetzt. Dort war der Anschluss an die 2. bayr. Ldw-Eskadron. Die Rgt-Stellung LJR 109 erstreckte sich über 6 km Luftlinie. Während des Jahres 1915 wurden die Stellungen ausgebaut, rückwärts eine 2. Linie errichtet, Patrouillen-Unternehmungen durchgeführt und im Rahmen der Zufuhren des Pionierparks die Holz-Blockhäuser und Unterstände durch Betonkonstruktionen ersetzt. Am
4.1.1916 übernahm das Landsturm-Regiment 109, gebildet aus 3 bisher
selbständigen Lst-Bat, den Befehl für Abschnitt VIII, Unterabschnitte
68-72, zwischen Strasse Moos/Largbrücke (inkl.) und Schweizer Grenze (Largin,
GzStein 109).
Abschnitt VIII, Moos – Largin, Jan. 1916, Karte LJR 109
Am 7.1.1917 übergab General-Lt v.Bodungen das Kdo 8. Ldw-Div an General-Lt Schumann. Am 10./12.1.17 wurde LJR 109 abgelöst durch JR 150 in der Grumbach-Largstellung und durch JR 147 im Abschnitt Bisel. Mitte Januar 1917 wurde LJR 109 an die Verdun-Front verschoben. 3.3 Einige Objekte des neuen „Bunkerpfads“Einige Bunker dieses Abschnitts wurden ab 2010 durch die „Amis du km zéro“ wieder in Stand gesetzt:
Nördlich der Largbrücke/Pont de Moos
Der Mg-Bunker beim Denkmal an der Largbrücke
Denkmal
1944, daneben der Bunker Largbrücke von 1915. (R 236 014a)
Zwischen diesem Bunker und der Strassenkurve (Nordseite) findet man 3 weitere Bunker.
Südlich der Kurve, oberhalb Largbrücke/Pont de Moos
Am südlichen Ende der Westfront
Hinweis: 3.4 Frontabschnitt Bisel – Carspach – Rhein-Rhone-Kanal(Als Ergänzung zum besprochenen, südlichsten Abschnitt der Westfront) N davon hatte LJR 110 bereits Ende Sept. 1914 die Linie Heidwiller (am Rhein-Rhone-Kanal, dort Anschluss an Abteilung MATHY) – Lerchenberg – Carspach – Hirtzbach – Hirsingen – Grenzingen kampflos besetzt. Die nachfolgenden Kämpfe hatten zur Folge, dass die Frz. das Dorf Largitzen behielten und die Dt. das Dorf Bisel. 3 Kp von II/110 lagen in Walheim, 1 Kp in Tagolsheim; in Altkirch war I/110 mit 1 Kp, in Carspach + Illberg 3 Kp, III/110 hatte 1 Kp in Hirzbach,1 Kp in Hirsingen, 1 Kp in Heimersdorf und 1 Kp in Rüderbach. Die Ersatzbatterie 67 und Rgt Stab LJR 110 lagen in Wittersdorf, die 2. Ldw-Schwadron Nr. 22 in Tagolsheim. Insgesamt erstreckte sich die Rgt-Stellung LJR 110 über 9 km Luftlinie. Dazu finden Sie viele Berichte von Jürgen Ehret auf seiner Homepage: http://sundgaufront.j-ehret.com (Mitte Januar 1917 wurde auch LJR 110 an die Verdun-Front verschoben.) 30.8.2013 4. Gebäude im Frontbereich (Largin – Brücke Moos)a)
Der Sparhof / Ferme du Sparhof b)
Die Obermühle / Zipper-Mühle / Moulin-du-Haut / Moulin Largin c)
Das Gehöft Niedere Höfle / Petit Largin / „Hirtzahäfla“
d)
Der Larghof / Larginhof / „Schweizerhöfle“ 5. Landes-Grenzsteine im Largin
Zuvor und darnach ist die Grenze durch weitere Steine markiert. (Nicht besucht.)
6. Literaturverzeichnis
Für neue Auskünfte/Unterstützung danke ich speziell R. Berner, Th. Ehret, F. Hefele und U. & L. Vodicka. Internet-Sites (zum Thema): 27.8./4.9./9.10.2013/02.01.2014 7. Summary- The article is devoted to the new « Bunker trail of kilometer zero » near Pfetterhouse in Alsace. It will be officially opened on Sunday, Aug. 3rd, 2014. - The trail gives access to the former “Southern End of the Western Front” of 1914-1918, passing along the French frontline (bunker “Villa Agathe” and border stone 111 = km zero), the Swiss border (rebuilt Blockhouse in the LARGIN near stone 111, plus new wooden bridge over the river Largue at border stone 110) and the many (some restored) concrete German blockhouses along the German frontline, starting near border stone 110.
-
The map by the “Friends
of km zero” plus maps of the 1914-18 period will allow you a virtual
visit of these frontlines. - The descriptions give the background how these frontlines were developed from August to December of 1914. Then they remained nearly unchanged in that very Southern End of the Western Front until 1918. - My former article (in English) “Hot spots on the Swiss border – Where WW1 front lines in Alsace reached Switzerland” may help you for better understanding of the “Largue river frontlines”. Click here.
-
You can start your “Bunker trail tour” at any
place, marked on the map at the beginning of the article. - For the tour, have solid shoes, torch, beverage and passport/ID, as you will be crossing the French/Swiss border. 19.9.2013/Jan. 2014 Der Bewegungskrieg im Elsass (Sommer / Herbst 1914)(Ausschnitt
über den Bewegungskrieg im
Elsass (Sommer 1914) aus meiner
GMS-Reise Dokumentation „Ajoie – Sundgau“ von 2002 & 2003; Seiten 6-8,
2.1 Aufmarsch und Erste Schlacht von MülhausenIm deutschen Elsass wurde am 31. Juli 1914 – dem Tag der dt. Kriegserklärung an Russland und des dt. Ultimatums an Frankreich – der Zustand „drohende Kriegsgefahr“ erklärt. Die Garnison von Mülhausen (58. Inf Br mit Inf Rgt 112, Inf Rgt 142, 5. Rgt Jäger zu Pferd und 22. Rgt Kavallerie) gehörte zum badischen XIV. AK, welches mit dem XV. AK, dem XIV. Reserve-Korps, den „Deckungstruppen Oberrhein“ und weiteren Truppen die 7. Deutsche Armee unter General von Heeringen bildete. Am 31.7.14 besetzte das IR 142 seinen Raum mit Vorposten auf der Linie Cernay/Sennheim – Dannemarie/Dammerkirch – Schweizer Grenze. Die Rgt der Kavallerie und der Jäger zu Pferde verstärkten die Zollposten an der Grenze zu Frankreich und patrouillierten im Grenzgebiet. Der Auftrag lautete auf Sicherung von Mobilmachung und Aufmarsch des XIV. und XV. AK im (seit 1871 deutschen) Elsass. Im Raum
Belfort war das VII. CA (AK) unter General Bonneau stationiert, welches aus der
14° DI (Inf Div), der 41° DI und der 8° Kavallerie-Div bestand und zur 1.
Franz. Armee unter Général Dubail (HQ in Epinal) gehörte. Bonneau platzierte (a) die 8° Kavallerie-Div plus ein Bat des 44° RI (Inf Rgt) zwischen der Schweizer Grenze am „Dreiländerstein“ und dem Rhein-Rhone-Kanal unter General Aubier und (b) die 14° DI zwischen dem Kanal und den Vogesen (Ballon d’Alsace) unter General Curé und (c) die 41° DI zwischen dem Col des Croix (NW Ballon d’Alsace) und Gérardmer. Am 7. August 1914 startete Général Bonneau den Angriff auf Mülhausen mit rund 40'000 Mann und mit 3 Regimentern Feldartillerie – nachdem er seine grossen Bedenken wegen einer deutschen Überlegenheit angemeldet hatte. (Das GQG glaubte nur an die Anwesenheit des XIV. AK, nicht aber an diejenige des XV. AK.) Verschiedene Kämpfe und ein grösseres Gefecht bei Altkirch um den Ill-Übergang verzögerten den frz. Vormarsch gegen die zurückweichenden dt. Deckungstruppen, so dass die Stadt Mülhausen erst am Abend des 8. August besetzt werden konnte. Bereits am Sonntag, 9. August startete ein dt. Gegenangriff des XV. AK (v. Deimling) aus der Gegend S von Colmar und des XIV. AK (v. Hoiningen) aus Müllheim via Hardt-Wald. Die heftigen Kämpfe auf der Linie Cernay/Sennheim und Rixheim dauerten den ganzen Tag. In der Nacht zum 10.8.14 ordnete Général Bonneau den Rückzug der frz. Truppen auf die Linie Thann – Schweighouse – Illfurth an. Am 10.8. griffen die Dt. erfolgreich auf dieser Linie an, vor allem in der Mitte, so dass sich das VII. CA weiter gegen Belfort zurückzog. Am Dienstagmorgen, 11.8.14, waren die Franzosen auf die Linie Dannemarie – Masevaux zurückgeworfen und gingen weiter zurück. Bei
Montreux-Jeune (Jung-Münsterol) – Magny (Menglatt) an der Reichsgrenze E
Belfort leistete die 113° franz. Reservebrigade dem verstärkten dt. Zweiten
Grenadier-Rgt Nr. 110 jedoch erbitterten Widerstand während des ganzen
13.8.14, was über 29 Tote und 325 Verwundete auf dt. Seite und 163 Tote und
630 Verwundete auf franz. Seite kostete.
2.2 Die Zweite Schlacht von MülhausenAm
14.8.14 wurde das XIV. AK nach Mülllheim zurückbeordert und nach Strassburg zum
Einsatz bei der 7. Armee abtransportiert. Auch das XV. AK wurde nach Strassburg
zurückbeordert. Das frz. Oberkommando unter JOFFRE, unzufrieden mit dem Verlust von Mülhausen, schuf schon am 10.8.14 eine neue Armee unter dem Kommando von General Pau. Sie bestand aus dem VII. CA, der 8° Kavallerie-Div und der 57° Reserve-Div von Belfort (Truppen des „gefeuerten“ Generals Bonneau) plus 3 Reserve-Divisionen (58°, 63° und 66° DR), sowie der 44° DI (Inf Div) und 5 Bat „Chasseurs Alpins“ (Alpenjäger) – insgesamt ca. 150'000 Mann, genannt „Armée d’Alsace“ oder 7. Armee. Der Auftrag für diese 7. Armee blieb gleich wie für den 1. Angriff: Schutz der rechten Flanke der 1. Armee in Lothringen durch einen neuen Angriff auf Mülhausen, Colmar und Strassburg mit dem Ziel, die Deutschen auf das Ostufer des Rheins zurückzuwerfen. Für General Pau, dessen Truppen auf eine Frontlinie zwischen Masevaux und Montreux – die alte Grenze von 1871 – zurückgewichen waren, eine schwierige Aufgabe. Da die Deutschen jedoch am 14.8.14 ihre aktiven Truppen – wie oben erwähnt - eilig zurückzogen, entschied sich General Pau, ihnen im Bereich zwischen dem Col de la Schlucht und der Schweizer Grenze zu folgen. Das Nachrücken erfolgte allerdings zögerlich, so dass die frz. Truppen erst am 18.8. die Linie Seppois – Dannemarie – Reiningue – Soppe (Sulzbach) und Münster (im Fechttal) erreichten. Für den 19.8.14 plante General Pau einen Angriff im Süden auf die Stadt Mülhausen und im Norden auf die Stadt Colmar (am Ausgang des Fechttals). Am 19.8.14 stiess die Armée d’Alsace auf der Linie Altkirch – Mülhausen – Sennheim mit vorgehenden deutschen Landwehrverbänden der Brigaden Mathy (rechts), Dame (Mitte) und v. Bodungen (links) zusammen, die jedoch nach Gefechten bei Dornach, Zillisheim-Flachslandern und Tagsdorf bis am späten Abend über den Rhein zurückwichen.
Bei Flachslandern war es dem LJR 119 und 2 Ersatz-Bataillonen gelungen, das 253° R.I. und das 97° R.I. auf Zillisheim zurückzuwerfen, wobei deren Kdt, Général Plessier, tödlich verwundet wurde.. (Verluste dt. = 13 Tote, 200 Verwundete/Vermisste; frz. beim 97° R.I alpine allein 600 Tote, wie auch auf dem Denkmal an der D 432 bei Zillisheim zu lesen ist). Bei Tagsdorf gelang es dem LJR 109 (v.Bodungen), welches am 18.8. von Hüningen aus über Trois Maisons vorgerückt war, das 157° R.I. zu schlagen (Verluste dt. = 30 Tote, 77 Verwundete, 127 Vermisste; frz. ca. 200 Mann, davon 109 Tote.) Der auf dem Illberg bei Altkirch stehenden Korpsartillerie des VII. CA unter Colonel Nivelle gelang es, die bei Brunstatt offen am Waldrand aufgefahrene dt. Artillerie der Brigade Dame zu entdecken und 4 Batterien (24 Geschütze) zu zerstören. Damit verlor General Dame die Hälfte seiner Brigadeartillerie. Von Gaede’s Truppen verloren die 3 Br (Mathy, Dame und v.Bodungen) allein am 19.8.14, dem „Ehrentag der dt. Landwehr“ gegen 3'000 Mann (Tote, Verwundete & Gefangene). Am Abend des 19.8.14 hatte die Armée d’Alsace Mülhausen erneut besetzt und die Linie Tagsdorf – Mülhausen – Sennheim – Gebweiler gewonnen. Dann stockte der Angriff, da sich Général Pau nicht stark genug fühlte um gegen Colmar – Neubreisach vorzugehen, wo eine Vereinigung mit den Truppen der Gruppe Bataille vorgesehen war. Dieses Zögern verhinderte den möglichen Durchbruch im Elsass und damit eine wesentliche Veränderung der operativen Lage an der Westfront. Dann erforderte die kritische Lage an der Mittel- und Nordfront, in welche die 2ième Armée (Castelneau) und die 1ère Armée (Dubail) gegenüber der 6. deutschen Armee geraten waren, eine Umstrukturierung der in ihrer linken Flanke bedrohten frz. Truppen im Oberelsass. Die Truppen von Général Pau zogen sich am 24. August 1914 erneut aus Mülhausen und Umgebung zurück. Die Armée d’Alsace wurde am 26. August 1914 aufgelöst; nur eine Division des VI CA (die 41° D.I.) verblieb am Schlucht-Pass, die 57° D.R. und die 63° D.R. (= Reserve-Divisionen) sicherten den Festungsraum Belfort. Skizzen der Lage am 24.8.1914 und am 10./15.9.1914 Jan. 2002 / März 2013
Hot spots
on the Swiss border
|
Burtschy B./Heyer V. | 1914-1918 sur le Front de la Largue, 2001, 184 pages |
Burtschy B./Heyer V. | 1914-1918 sur le Front d'Altkirch à Dannemarie, 2002, 184 pages |
Cerf A./Sulser M. | “Krieg an der Juragrenze”, Aarau 1931, 287 pages, (ill. 2) |
Fuhrer, Hans Rudolf | "Die Schweizer Armee im 1. Weltkrieg – Bedrohung, Landesverteidigung und Landesbefestigung”, NZZ Zuerich, 1999, 780 pages |
Michelin (guides) | "L'Alsace et les combats des Vosges 1914-18”, vol. I, Clermont-Ferrand 1920, 128 pages |
Mittler, Max | “Am Rande der Ajoie: Zuschauer im Weltkrieg 1914-18” in “Schauplaetze der Schweizer Geschichte”, pages 190-215, Ex Libris Zuerich, 1987, (ill. 3, 7) |
Nouzille/Oberle | “Batailles d’Alsace 1914-18”, Ed.Contades, 1989, 490 pages. |
Rapold, Hans | “Entwicklung der schweiz. Landesbefestigung 1815-1921” in “Geschichte der schweiz. Landesbefestigung”, Orell Fuessli Zuerich, 1992, 200 pages, (ill. 6) |
Schwitter, Oswald | "Die deutsch/französische Front zwischen Schweizer Grenze und Doller 1914-18", GMS-Dokumentation, 2002, and pictures taken in Sept. 2000 (other ill.) |
Stier, H.E. | "Grosser Atlas zur Weltgeschichte”, Westermann, 1990, (ill. 1) |
Manuscript: Sept. 2000 / updated May 2001 & March 2005.
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Der Verlauf der Westfront im Ersten Weltkrieg von der Küste des Ärmelkanals bis zum Hartmannsweilerkopf ist wohl den meisten historisch Interessierten einigermassen geläufig. Wo aber verlief die Front zwischen diesem markanten Vogesenberg und der Schweizer Grenze? Dies aufzuzeigen, war eine der Hauptzielsetzungen der von Oswald Schwitter hervorragend geleiteten Exkursion in den Pruntruter Zipfel und den Sundgau.
Nach dem von Frankreich verlorenen Deutsch-französischen Krieg von 1870/71 fielen die Provinzen Elsass und Lothringen an Deutschland. Damit verschob sich die Dreiländerecke vom Basler Rheinhafen in den nördlich des Dorfes Beurnevésin gelegenen Wald. Von dort zog sich die neue d/f Grenze ungefähr halbwegs zwischen Mülhausen und Belfort quer durch den Sundgau bis zum Ballon d'Alsace, dann auf den Vogesenkamm über den Col de Bussang - Col de Bramont - Hohneck zum Col de la Schlucht. Damit erhielt die Ajoie für die Beurteilung durch den schweizerischen Generalstab eine völlig neue Bedeutung.
Folgerichtigerweise führte denn auch die Reise vorerst zum jurassischen Hauptort Delémont, dann hinauf zum Übergang von Les Rangiers und hinunter in das verträumte Städtchen St. Ursanne. Durch den Tunnel der neuen Transjurane wurde Courgenay erreicht, wo im schön restaurierten Café de la gare bei einem Verre d'amitié der legendären Gilberte gedacht wurde. Nach einem Picknick in einer Waldhütte bei Pfetterhouse wurde der südlichste französische Bunker der Westfront, die in einem finsteren Wald gelegene «Villa Agathe», aufgesucht.
Referent Oswald Schwitter vor dem franz. Bunker "Villa Agathe"
Danach ging es zurück in die Schweiz zum Larghof. Dieser einsam gelegene Bauernhof liegt in einem rechteckig vorspringenden Grenzzipfel. In ihm befand sich zur Zeit des Ersten Weltkriegs ein von schweizerischen Grenzsoldaten besetzter Bunker, der die Respektierung der Schweizergrenze zu überwachen hatte.
Wenige Meter jenseits des
Grenzflüsschens Largue befinden sich die Überreste des südlichsten deutschen
Bunkers. Von hier aus zog sich in den vier Jahren des Ersten Weltkriegs eine
doppelte und zuweilen dreifache ununterbrochene Schützengrabenlinie auf einer
Länge von 700 km über den Hartmannsweilerkopf, die Vogesen, quer durch
Lothringen, zwischen Metz und Verdun hinüber durch die Champagne, östlich an
Reims vorbei zum Chemin des Dames bis zur Laffaux-Ecke und weiter in nördlicher
Richtung zu den Vimy- und Loretto-Höhen ins Artois und dann quer durch Flandern
an Ypern vorbei bis zur Kanalküste bei Nieuport. Parallel dazu verliefen die
alliierten Linien, nur getrennt durch das Niemandsland, dessen Breite von 50 bis
zu 1000 m variierte. Für alle, die sich für die Geschichte des Ersten Weltkriegs
interessieren, stellte das Aufsuchen dieses Standorts einen ganz besonderen
Augenblick dar!
Ein Baum wächst durch den südlichsten deutschen Bunker der
Westfront
Gleich danach folgte der
zweite Höhepunkt mit der Besichtigung der ehemaligen Dreiländerecke an der
«Borne des trois puissances» oberhalb von Beurnevésin. Gleich drei Grenzsteine
waren hier zu sehen, nämlich eine historische March aus der Habsburgerzeit, dann
der eigentliche Dreiländerstein von 1871 - 1919 und gleich daneben die geltende
Grenzmarkierung zwischen der Schweiz und Frankreich.
Die Grenzsteine im Wald von Beurnevésin
Die nächste Besichtigung galt den deutschen Artilleriestellungen «Heinisweiher» im Waldstück an der Strasse D 11bis zwischen Feldbach und Moernach. Hier sind ein gut erhaltener Gross-Unterstand, mehrere Laufgräben und sechs direkt am Weiherufer gelegene Geschützstellungen zu sehen. Wenige Meter nördlich des Weihers befindet sich eine weitere Batteriestellung für vier Geschütze mit acht Unterständen. Die Nacht verbrachte die Reisegruppe in der Stadt Mülhausen. Die Schweizer Kantonswappen am prachtvoll renovierten Rathaus erinnern daran, dass diese Stadt bis zum Jahre 1798 ein zugewandter Ort der Eidgenossenschaft gewesen war.
Sennheim (heute Cernay), Steinbach und die Höhe 425 wurden besonders im Dezember 1914/ Januar 1915 und danach stark umkämpft. Von dort aus stabilisierte sich die Front auf der Linie Aspach-le-bas - Pont d'Aspach - Ammerzwiller - Schoenholtz - Hirtzbacher Wald. Da jeder Durchbruch durch die französische Front immer wieder abgewiesen worden war, entschloss sich die deutsche Führung, die gegnerischen Linien in die Luft zu sprengen. Bei Ammerzwiller bohrten die Deutschen einen Stollen unter das feindliche Grabensystem, das sie am 11. Juli 1915 mit mehreren Zentnern Sprengstoff in die Luft sprengen wollten. Da jedoch der Stollen etwas zu kurz geraten war, schlug der Angriff des dort eingesetzten Rekrutenbataillons fehl. Im Garten eines Einfamilienhauses kann der mit Wasser gefüllte Krater von ca. 50 m Durchmesser und 12 m Tiefe noch immer besichtigt werden.
Eindrücklich sind die
mächtigen deutschen Bunker im Hirtzbacher Wald südlich von Carspach, die zum
Teil noch recht gut erhalten, zum Teil etwas in den weichen Boden abgesunken
sind. Tiefe Schützengräben mit deutlich erkennbaren Stützpunkten ziehen sich
quer durch diesen dunkeln Forst. Hier kann der Frontverlauf noch sehr gut
nachvollzogen werden.
Der "Bismarck-Bunker" im Hirtzbacher Wald
Ein letzter Höhepunkt folgte mit der Besichtigung des Stellungsraumes der 38 cm «Belfort-Kanone» bei Zillisheim. Neben der enormen Kesselbettung für das Geschütz befindet sich ein in 3 - 5 m Tiefe gelegenes Stollensystem von 500 m Länge, das die Geschützstellung mit den drei Munitionslagern und dem Eingang verbindet. Auf der ganzen Stollenlänge sind Feldbahngeleise mit einer Spurweite von 60 cm verlegt. Die Kanone feuerte vom Februar - Oktober 1916 insgesamt 41 Schuss gegen Belfort und wurde ihrerseits von den Franzosen mit drei 15,5 cm Batterien beschossen. Davon sind noch heute diverse Granattrichter deutlich zu erkennen.
Auf der Rückfahrt in die Schweiz folgte ein letzter Halt beim französischen Stützpunkt von Trois Maisons, wo die Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg das Interesse der Reiseteilnehmer fanden. Die von Oswald Schwitter glänzend dokumentierte und souverän geführte Reise befriedigte die Teilnehmer in jeder Beziehung. Der Berichterstatter dankt ihm im Namen aller Beteiligten für seinen enormen Einsatz und freut sich, dass diese hochinteressante Exkursion im nächsten Jahr wiederholt wird.
Dr.
Hans R. Herdener, Uitikon
(GMS Infomationsheft Nr. 45 / 2002)
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Auf den abwechslungsreichen
Bunkerpfad von Burnhaupt-le-Bas
(an Autobahn Mülhausen - Belfort) haben wir bereits im Oktober 2003 mit
Report Nr. 67 (siehe unter „WW1914-18“) hingewiesen. Inzwischen gibt es zu diesem Bunkerpfad einen 14-seitigen, illustrierten Internet-Führer mit detaillierten Beschreibungen (in frz. & dt.) – was an den verschiedenen Stationen zu sehen ist – zu betrachten unter: http://burnhaupt.free.fr/bunkers/index.html | |
Über den Bunkerpfad
von Burnhaupt berichten auch Peter v.d. Heuvel und Marco Hoveling
auf ihrer exzellenten Site „An Unfortunate Region“. Der Bunkerpfad wird unter
„Eastern Part of the Western Front“, Travel guide part 2, mit Fotos
beschrieben. Unter „Battlefields“ gibt es viele Berichte, geordnet nach Frontbereichen. Mehr: http://www.unfortunate-region.org/ |
Summary:
The
„Bunker trail“ of Burnhaupt-le-Bas
(at motorway Mulhouse-Belfort) has now a detailed Internet Guide of 14 pages,
well illustrated with description (in French & German) what can be seen at the
individual positions of that tour along the German WW1 fortifications.
Peter and Marco also report about that “bunker trail” under “Eastern Part of the
Western Front”, Travel Guide part 2, on their excellent WW1-site “An Unfortunate
Region”.
2. März 2009
Im Sundgau
wurde kürzlich ein weiterer Bunkerpfad 1914-1918 eröffnet, der vom Club
Vosgien und Thierry Ehret gestaltet wurde. Am Start bei der Kirche von
Burnkirch – bei Illfurth / Heidwiller am Rhein-Rhone-Kanal –
orientiert eine Informationstafel [1] über den Verlauf des gut markierten „sentier
du Haulenwald“.
Der Rundweg von ca. 6 km führt vorerst zur Stellung für ein
24cm-Geschütz [2] und zu den
Artilleriestellungen [3] von Tagolsheim.
Anschliessend geht es zu diversen Artillerie-Beobachtungsposten,
Unterständen und Geschützpositionen [4+5] auf der Krete des Haulenwalds,
wo man eine prima Aussicht auf die ehemaligen Frontlinien des Schönholz
hat. Nach dem Besuch eines Beobachterstandes
und eines Munitionsmagazins [6+6a] führt
die Route zurück zu den Parkplätzen bei der Kirche von Burnkirch. Marschdauer:
ca. 2 ½ Stunden.
Informationstafel Nr. 1 Artillerie-Beobachter bei Nr. 4
Gut zu kombinieren mit einem Besuch des „Grand Canon“
(dt. 35cm-Stellung+24cm-Stel) im Altenbergwald bei Zillisheim.
Für Angaben zum Einsatz von Schwerer dt. Artillerie im
Sundgau empfiehlt sich der exzellente Artikel von Thierry Ehret "Belfort
sous la menace de l'artillerie allemande, 1916-1945" , welcher Geschütze,
Stellungen, Ziele/Treffer, Beobachter und Truppenteile 1916-1918 aufzeigt
- und den vorbereiteten Einsatz einer V3 (Hochdruckpumpe) 1945
dokumentiert.
(Bulletin Nr. 92/2001 de la Société Belfortaine d'Emulation; Seiten 89-138)
Ebenso kombinierbar: die Langhag/Schönholz-Infanterie-Stellungen. Details in
Report 282 !
Summary:
An other bunker trail has been
opened in Alsatia between Illfurth
and Heidwiller.
At the starting point of Burnkirch
[1] you will find the above map – with a German blockhouse just behind it.
Along the trail of about 6 km in the German WW1 area, you will discover a
position for a 24cm gun
[2], the
artillery position of Tagolsheim [3],
the observation structures on top of the
Haulenwald-forest
[4+5] – to end up with the observation
post of Heidwiller [6] and an
ammunition bunker [6a] before returning
to the starting point.
All is well marked and the are explanation
tables at all points listed.
You can combine this tour with a visit of the “Grand canon” (35cm gun
position) in the Altenberg forest, southeast of Zillisheim or the Langhag/Schoenholz
infantry positions, mentioned in report nr. 282.
20./28. Feb. 2009
Im 1. Weltkrieg stabilisierte sich die Front zwischen Vogesen und Rhein-Rhone-Kanal – nach den beiden Schlachten von Mülhausen (7.-11.8.1914 und 18.-24.8.1914) – auf der Linie Cernay/Sennheim – Pont d’Aspach/Exbrücke – Ammerzwiller/Ammerzweiler.
In den Wäldern östlich dieser Frontlinie findet man noch zahlreiche Betonbauten der deutschen Stellungen, während von den französischen Feldstellungen westlich davon – ausser Grabenresten – kaum noch Spuren aufzufinden sind.
Seit Sommer 2003 führt nun ein Wanderweg, gut beschildert mit „o“ durch den Vogesenclub, von der Kirche von Burnhaupt-le-Bas aus über die Pflattermuehle zu Infanterie- und Artilleriestellungen im Hardtwald und weiter über die Ferme de la Hardt zum Grossherrenwald und Limberg. Nach rund 9 km Marsch gelangt man über Hagendorn wieder zurück zum Ausgangspunkt.
Weitere Details zum Bunkerpfad
und zu Stellungen zwischen Col de la Chapelotte, Donon, Violu, Faux, Linge,
Reichsackerkopf, Petit Ballon, Col de la Schlucht, Sudelkopf und
Hartmannsweilerkopf - alle mit sehr vielen Fotos -
finden sie auf der interessanten Site:
http://vestiges.1914.1918.free.fr/
Ebenso Berichte über andere Räume des 1. Weltkriegs.
Summary:
The „sentier des bunkers“ leads on a 9 km round tour, starting at
the church of Burnhaupt-le-bas, to selected positions and blockhouses for
infantry and artillery on the former German side. The frontline between Cernay –
Pont d’Aspach – Ammerzwiller remained unchanged from the fall of 1914 to the end
of WW1 in 1918.
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Vielleicht kennen Sie die Geschichten über Teilnehmer des Ersten Weltkriegs, welche Enkel und Urenkel auf Grund einzelner Fotos, Orden, Postkarten usw. von ihren Grossvätern recherchiert haben. (Alexander Kallis und andere bei:. www.vogesenkaempfe14-18.de )
Eine solche, wenn auch etwas anders gelagerte Geschichte, möchte ich Ihnen hier vorstellen.
Meine persönliche Beziehung zur „Patrouille Haufe“ liegt in der Tatsache, dass ich dieses Frontgebiet in Lothringen seit 1996 regelmässig besuche – und auch auf der GMS-Reise 2004 den Kameraden als typischen „ruhigen“ Frontbereich zeigte.
Völlig
überraschend erhielt ich im Oktober 2005 eine e-mail:
„Regimentsgeschichte von
Reserve Infanterie Regiment 67:
Sehr geehrter Herr Schwitter,
ich habe bei meiner Mutter zwischen alten Büchern das oben genannte Buch (RJR
67) entdeckt.
Da das Buch beim Einzug der Amerikaner
nach dem 2. Weltkrieg vergraben wurde, ist es später ausgegraben worden und auf
dem Dachboden vergessen worden.
Dieses Buch gehörte
meinem Großvater Ernst Haufe, der 1923 in das Bergmannshaus einzog, in dem wir
immer noch wohnen.
In diesem Buch, das die Verlagsanstalt Felix Post, Gladbeck in Westfalen,
gedruckt hat, liegt auch eine handschriftliche Berichtigung einer Schlacht an
der Westfront bei.
Meine Frage ist nun, ob Sie Interesse an diesem Buch haben ?
Ich würde Ihnen dieses Buch gerne schenken.
Mit freundlichen Grüßen - Jörg Haufe“
Da ich bei Arbeiten für Freunde in Noyon (Oise) mit den RJR 65, 66, 68 und 69 zu tun hatte, war natürlich das Interesse für die Geschichte von RJR 67 gegeben – und ich nahm das freundliche Angebot dankend an.
Gross war dann die Überraschung, als ich das Buch erhielt und feststellte, dass sich der handschriftliche Bericht von Ernst Haufe auf ein Patrouillen-Unternehmen im Sektor von Montreux bei Badonviller in Lothringen bezog – welchen ich, wie oben erwähnt, selbst seit Jahren öfters besucht hatte.
Beginn des Berichtes von Ernst Haufe
Nun musste noch das Problem der Übertragung aus der mir nicht geläufigen deutschen Kurrentschrift gelöst werden. GMS-Freund und Lokalhistoriker Max Rudolf aus Birmenstorf erklärte sich auf Anfrage sofort bereit, diese 5½ Seiten Handschrift zeilengerecht und präzise zu transkribieren – und erledigte dies innert Tagen, wofür ihm auch hier nochmals gedankt sei.
Die „Geschichte des Reserve-Jnfanterie-Regiments 67“ wurde auf Basis der amtlichen Kriegstagebücher und aus Berichten, privaten Tagebüchern und eigenen Erlebnissen 1937 zusammengestellt von Major a.D. Karl Fuisting (Arolsen) und umfasst 353 Seiten + Karten + 61 Seiten mit den Gefallenen.
Dies erklärt, warum Ernst Haufe dann
nach dem Erscheinen des Buches 1938 zum Bericht auf Seite 188 eine Korrektur
anbringen wollte.
Der Kriegsausbruch 1939 führte zu neuen Büchern – und
damit werden seine Zeilen erst 89 Jahre nach dem Ereignis von 1917 – und 68
Jahre nach der Niederschrift hier erstmals veröffentlicht.
Seit Ende August 1914 war RJR 67 meist vor Verdun (sowie Côtes-Lorraine/Les Eparges, Priesterwald/Bois le Prêtre und am Yser-Kanal) im Einsatz gewesen, zuletzt vom 28. August – 3. November 1916 auf dem Fuminrücken bei Vaux.
Am 6./7.11.1916 wurde RJR 67 per Bahn nach
Lothringen befördert und löste dort das RJR 248 in der Stellung vor
Halloville-Montreux ab. Dort wurde Weihnachten 1916 verbracht. Für Januar
1917 vermeldet die Regimentsgeschichte, dass es sich um die schärfste
Kälteperiode der ganzen Kriegszeit im Westen handelte, mit Schnee und
Temperaturen von oft unter –25 C° und dass das Regiment am 6.1.17 um einen
Bataillons-Abschnitt "nach links" rückte.
Bereich
Montreux-Neuviller, IGN3616 Frontbereich von RJR 122 (vorher von RJR 67)
Abschnittsgrenze
zwischen dt. Armee-Abt A und B war der hart umkämpfte Col de la Chapelotte!
In der Regimentsgeschichte des RJR 67 wird auf Seite 188 nur berichtet:
„Das Regiment liegt in dieser Stellung bis 17. Februar
1917.
Sie ist ausserordentlich ruhig, es vergehen Tage, an denen kein Artillerieschuss
auf den ganzen Regimentsabschnitt fällt.
Nach 14tägiger Ruhe löst das jeweilige Reservebataillon ein Bataillon in
Stellung ab, so dass jedes Bataillon 4 Wochen in Stellung ist.
Die Aufgaben sind: (1) Schulung im Graben-, Posten- und Patrouillendienst; (2)
Ausbau der Stellung und Hindernisse; sowie (3) Einzelausbildung, Sport und
Innendienst für die ruhende Truppe – weil fast alle Kompanien bis zur Hälfte
des Bestandes nicht im Kampf erprobten Ersatz und neue Führer haben.“
Dann folgt der Passus auf Seite 188, welcher Anlass zur handschriftlichen Erklärung von Ernst Haufe wurde:
HIER DIE ERKLÄRUNG
VON ERNST HAUFE –
TEXTGENAU
NACH TRANSKRIPT, ABER IN HEUTIGER SCHREIBWEISE:
In der Regimentsgeschichte von RJR 67 (Seite 188), wo für die Patrouille der 5. Kompanie am 20.1.1917 Offiziers-Stellvertreter Donatsch* als Führung genannt ist, muss ich als Irrtum bezeichnen.
Die Patrouille wurde von mir, Utoffz Haufe der 5. Kompanie, ausgeführt in folgendem Masse:
Major Danz beauftragte mich in der Stellung von Montreux, eine freiwillige Patrouille zu machen. Es sollte festgestellt werden, was für ein Regiment vor uns lag. Zu diesem Zwecke sollte ich eine gemischte Patrouille, nur von Freiwilligen des II. Bataillons, erhalten.
Ich hatte zugesagt, und so meldeten sich von jeder Kompanie des genannten Bataillons die Leute bei mir im Unterstand. Festgesetzt war der 20. Januar 1917. Es hatten sich 32 Mann gemeldet. Ich besprach erst mit den Leuten, um was es sich handelt, gab einem jeden den Angriffsplan bekannt – und alle waren einverstanden.
Jetzt kam der 20. Januar. Vom Bataillon hatte ich 9 Flaschen Zwetschgenschnaps bekommen und 14 Scheremantel Schutzschilder für die Drahtzerschneider. Die andern waren in ihrer Uniform. Um Mitternacht brachen wir los. Zuvor hatte ich, um die Nerven der Leute zu beruhigen, 5 Flaschen Schnaps ausschenken lassen; den Rest von 4 Flaschen gab es nach der Arbeit.
Ich ging bei dem vorgeschobenen Signalposten durchs Drahtverhau (Siehe Skizze) [Diese Skizze ist leider nicht mehr vorhanden.] ,arbeitete mich an das französische Drahtverhau heran und begann nun die Hauptaufgabe zu lösen. Es war ein 4 Meter tiefes Drahtverhau, welches wir glücklich durchschnitten. Ich stellte sofort am Ein- und Ausgang je 2 Mann, gab ihnen den Auftrag und Befehl, unter keinen Umständen ihren Posten zu verlassen bis der letzte Mann zurück ist. Ausserdem hatte ich im Vorgelände eine Patrouille, ausgeschwärmt, zur Sicherung im Rücken [belassen].
Jetzt ging es an das 2.
Hindernis. Dieses überwinden wir auch ohne etwas zu merken oder selbst bemerkt
zu werden. Ein 3. und 4. Hindernis mit sehr dichtem Drahtgewirr lag noch vor
uns. Da die Leute schon Leid wurden zu schneiden, nahm ich selbst die
Handschuhe, zog sie mir an und nun wurde der Draht zwischen den beiden Händen
immer zerschnitten; das taten wir, damit kein Knacken hörbar wurde.
Als wir nun im 4. Hindernis lagen, hörte ich auf einmal Schritte, die sich
näherten. Plötzlich sah ich vor mir in derselben Richtung einen Mann (ein
Offizier vom Grabendienst), der aus dem Walde herauskam. Ich setzte gleich über
die noch vorhandenen 4 Meter Hindernis hinweg und legte mich auf die Lauer.
Linke Hand [mit] Revolver, rechte Hand [mit] Handgranate, so lag ich mit
angespannten Nerven, kaum dass ich wagte Atem zu holen, da. Aber meine Freude,
einen Franzmann zu fangen, ging nicht in Erfüllung, denn [im] derselbe[n] Graben,
wo ich auf Deckung lag, zweigte ein Graben vor mir ab, ohne dass ich es ahnte.
In Erwartung, das Herz wollte aus der Brust heraus springen vor Aufregung, lag ich noch einige Minuten unentschlossen da. Aber auf einmal, als ich nichts mehr von den Schritten hörte, sprang ich die Deckung hinunter, liess mir eine Taschenlampe reichen, forderte 2 Mann auf, mir sofort zu folgen, weil ich links neben mir einen Unterstand entdeckt hatte, in welchem ich eine Postierung erwartete.
Ich ging nun frech dreist
auf den Unterstand zu, (linke Hand die Taschenlampe, rechte Hand den Revolver)
riss die Tür los, linke Hand mit Lampe links seitwärts von mir haltend, damit,
wenn Franzosen drin waren und das Feuer eröffneten, [sie] mich oder meine Kameraden
nicht verletzten. Aber wie erstaunt war ich, als ich den Franzen-Mörser
erblickte und Munition dazu, aber keinen Posten. Nun liess ich die 2 Mann mit
anfassen, weil er mittels Kette an einer Zementplatte befestigt war. Mit einem
Ho-Ruck riss ein Glied der Kette entzwei.
Ich beauftragte sofort den Gefreiten Morbe aus der Sarlaner [Saarländer ?]
Gegend, dass er das Material sofort mit 2 Mann zurück brachte, damit, wenn es
doch noch schief gehen sollte, das Bataillon den Beweis hatte, dass wir unsere
Pflicht getan hatten.
Wir hatten aber wenig Zeit
und noch viel zu tun. Ich nahm 12 Mann mit zu dem Verbindungsgraben, an dem mir
der Mann verschwunden war. Dort sah ich im Abstand von mehreren Zentimetern ein
Kabel nach dem anderen. Nun nahm ich die Drahtschere und schnitt von jedem 1
Meter heraus, damit keine Verbindung mehr da war.
Jetzt ging es dem Walde zu. Da war wieder ein Unterstand, aber leider leer. Wir
fanden ein Stück Weissbrot und eine Postkarte, auf dem [der] das Regiment,
was vor uns lag, genannt wurde.
Nun ging es wohl 200 Meter durch den Graben. Da sah ich wohl, wo der Posten gestanden hatte, denn der Schnee verriet die Stellung. Also auch der [Posten] war „ausgekratzt“ [abgehauen].
Bis hier war noch nichts
bekannt, dass Offz Stellvtr. Danatsch* bei uns war.
Ich warf einen Blick auf die Uhr. Sie zeigte die 7. Stunde an. Es war schon am
Grau werden und die höchste Zeit, dass wir verschwanden. Ich gab den Befehl zum
Zurückgehen.
Als ich am Schluss der Leute blieb, kam es zum Schluss noch zu Verwirrnissen. Der Posten aus der rechten Waldecke hatte uns bemerkt und gab seine 8 Schüsse als Alarmsignal ab. Dadurch liessen sich meine Leute verblüffen und rannten durcheinander. Sie warfen die Schutzschilder – es waren 2 Stück, die wir mitgenommen hatten – weg und hauten [?] ins Gelände. Nun wurde es Zeit, dass ich sie wieder in die Gewalt bekam. Ich schrie „Alles hinlegen und abwarten“.
Da auf einmal kam Offz.
Stellv. Danatsch* und wollte die Leute gegen die vorspringende Waldecke jagen.
Da stellte ich mich bei ihm vor, dass ich Patrouillenführer sei und die Leute
nur mir zu gehorchen hätten. Es gab eine kleine Auseinandersetzung zwischen uns
beiden, wo[bei] er mir mit Meldung beim Bataillon drohte. Aber ich liess nicht
daran [davon] ab und brachte die Leute, welche auch restlos zufrieden mit mir
waren, zurück.
[Dort] gab ich ihnen den Rest des Schnapses und ging zum Bat, um meine Meldung
zu machen. Die ganze Artillerie, welche die ganze Zeit in Alarm [gewesen] war,
konnte zur Ruhe gehen, weil der Franzmann keinen Nachstoss machte.
Ich wurde zum Vize-Feldwebel befördert und die 12 Mann, welche im Graben waren, bekamen das E.K. II. Klasse oder wurden befördert. Ausserdem gab es Beutegeld und einen 19-tägigen Urlaub, welches wohl das Schönste von dem ganzen Spass war.
Für den Bericht hier ist voll und ganz verantwortlich: Ernst Haufe, Gladbeck.
*) Unterschiedliche Schreibweisen: „Dammaschk“
in der Regimentsgeschichte (Seite 188),
hier im Bericht „Donatsch“ und „Danatsch“.
“Wilhelm Dommaschk, Offz.-Stellv., 5. Kp. RJR 67, geb. 12.1.1889, fiel am 5. Mai
1917
in der Aisne-Champagne-Schlacht“ (Rgt Geschichte, Gedenkblatt, Seite 44)
[....] redaktionelle Ergänzungen, sowie Kursiv-Schrift, sind zum besseren Verständnis eingefügt
DANK
An Herrn Jörg Haufe, Gladbeck, für die Regimentsgeschichte
RJR 67 und für das Original-Manuskript von Ernst Haufe,
an Herrn Max Rudolf, Birmenstorf / AG, für die Transkription der deutschen
Kurrentschrift,
an Herrn Jacques Bourquin, Raon-l’Etape, (
http://badonpierre.free.fr/guerre/chapelotte.html ) für die nachstehende frz.
Stellungskarte von Juni 1917.
13. Januar 2006 /OWS
Frz. Stellungskarte dieses Abschnitts (Juni 1917)
Hinweis: "Oseraie" = Weidengebüsch/Weidengehölz
(Weiden zum Flechten von Körben)
Summary: The
grand-son of Ernst Haufe offered me the book with the Regimental History of
RJR 67, together with a manuscript regarding an erroneous description of a
patrol on the Western Front on January 20, 1917.
To my surprise, this patrol took place at Montreux, near Badonviller in
Lorraine – a sector which I had often visited in recent years.
It is interesting to compare the few lines in the book (with credit to a wrong
patrol leader) and the detailed story of patrol leader Ernst Haufe how
these 32 men went during 7 hours for about 1’000 meters into enemy ground - to
find out what troupes were actually in front of them – at temperatures around 0
F° - explored 200 meters of trenches and brought back a French trench mortar.
The French map of June 1917 (which I happened to have got some years ago from J.
Bourquin) illustrates perfectly the course of that mission.
Autor: Eric Mansuy, Übersetzung von Alexander Kallis
Bereits lange Zeit vor dem Beginn des ersten Weltkrieges war das Territorium der Schweiz sowohl von den Deutschen als auch von den Franzosen heiß begehrt. Jedoch schätzten beide Seiten die Fähigkeiten der Schweizer Truppen im Falle eines Kampfes um ihre Neutralität sehr hoch ein, was zur Folge hatte, daß die Schweiz nicht von den Schrecken eines Krieges heimgesucht wurde. Obwohl die o.g. Einschätzung auch noch im August 1914 galt, entwickelte sich die militärische Situation für Deutschland und Frankreich dahingehend, daß die beiden Kontrahenten ihre Haltung bezüglich der Unverletzlichkeit der Schweiz in den folgenden Jahren änderten.
Eine Invasion der Schweiz hätte für Deutschland ein Zurück zum Bewegungskrieg gegen Frankreich und Italien bedeuten können. Als sich das französische Oberkommando der Tatsache bewußt wurde, daß die Schweiz von Deutschland für einen Angriff gegen Italien bzw. eine Bedrohung der Region von Besançon bis Lyon, sowie der befestigten Region Belfort ("Région Fortifiée de Belfort") benützt werden könnte, entwickelte man fortan eine Reihe von Plänen zur eigenen Invasion der Schweiz. Auch wenn diese Pläne niemals realisiert wurden dienen sie gut dazu zu veranschaulichen, welch große Rolle Unschlüssigkeit und Vermutungen bei der Ausarbeitung der Strategie des französische Oberkommandos spielten.
Zwei - hinsichtlich ihrer Reichweite und ihrer Ziele - sehr unterschiedliche Optionen wurden auf Seiten Frankreichs erwogen: erstens ein Plan zur Invasion der Schweiz, bekannt als "Plan H" ("H" für Helvétie), verbunden mit der Errichtung einer Befestigungslinie, genannt "Ligne S" ("S" für Suisse oder Süd). Dieses Planspiel dauerte von November 1915 bis Februar 1916. Dieser Initiative folgten Verhandlungen mit dem Ziel einer militärischen Kooperation Frankreichs und der Schweiz gegen Deutschland [im Angriffsfall], die zwischen April 1916 und März 1918 geführt wurden und letztlich zur Ausarbeitung eines neuen "Plan H" und eines "Plan H´" führten.
Der erste "Plan H"
Ein Gutachten über die Möglichkeiten einer Aktion durch Schweizer Gebiet (“Note sur les possibilités d’action par le territoire suisse”), erstellt am 17. November 1915, spielt erstmals darauf an, daß die Schweiz ein potentielles Kampfgebiet sein könnte. Hierbei galten als Grundsätze: "geheime Vorbereitung, schnelle Invasion, schnelle Durchquerung des Staatsgebietes mit, sofern erforderlich, Ausschaltung des Militärs, Ankunft am deutschen Rheinufer." Der erste "Plan H" vom 14. Dezember 1915 stellte eine ausgeweitete Variante dieser Grundidee dar und sah einen großen Aufwand vor, um die angestrebten Ziele zu erreichen: 3 Armeen, bestehend aus 30 Divisionen, waren Bestandteil dieses Projektes. Diese 3 Armeen sollten wie folgt eingesetzt werden:
- Die linke Armee (Armée de Gauche), auch Armée de Belfort genannt, sollte ihren Aufmarschraum zwischen Belfort und Montbéliard verlassen, dabei linksseitig Kontakt mit der Befestigungslinie von Pfetterhouse halten und die Eisenbahnlinien und Straßen des Jura in Besitz nehmen. Dieser Angriff sollte mit der Eroberung von Pfirt und Basel enden. Mit Unterstützung ihrer Kavallerie sollte die linke Armee sowohl die Region zwischen Rhein und Aar, als auch die Rheinbrücken zwischen Basel und Koblenz kontrollieren.
- Die Zentral Armee (Armée du Centre), auch als Armée de Besançon oder Armée du Jura bezeichnet, sollte aus der Region zwischen Dôle, Pontarlier und Besançon vorgehen, ihre Vorhut in Richtung Solothurn, Aarberg und Bern schicken, während die Hauptstreitmacht den Jura in Richtung der Seen durchqueren sollte. Nach dem Erreichen der Aare würde diese Armee in die Zone Solothurn – Burgdorf vorstoßen und - nun wieder vereinigt - die engste Passage ins Mittelland zwischen Hauenstein und Willisau sichern. Der Rhein sollte zwischen Koblenz und Schaffhausen überquert werden, um in der Region Stockach, Engen, Neustadt (in Deutschland) Fuß zu fassen.
- Die rechte Armee (Armée de Droite), auch Armee de Genève genannt, sollte schnellstmöglich von Lyon, Bourg and Bellegarde aus vorgehen und ihre Spitzen in Richtung der Linie Bern – Thun – Boltingen – Brig vorantreiben. Der Hauptteil dieser Armee sollte, per Eisenbahn transportiert, wenn möglich nördlich des Genfer Sees entladen werden, um dann der Vorhut zu folgen. In Kooperation mit der Zentral Armee sollte dann der Angriff bis zu der Linie Sursee – Zug – Rapperswil – Uznach erfolgen, um alsbald rechtsseitig in Richtung Bregenz – Arlberg – Chur fortgesetzt zu werden. Schließlich sollte diese Armee den Rhein zwischen Schaffhausen und Koblenz überqueren um, noch immer im Verband mit der Zentral Armee, Süddeutschland zu besetzen.
Eine Defensiv-Option, genannt "Ligne S", wurde dieser Offensiv-Planung hinzugefügt. Diese wurde in General Dubail´s Memoiren erstmals am 28. November 1915 erwähnt, als er eine befestigte Linie "zwischen Delle und dem Lomont, der Porrentruy-Lücke zugewandt, um einen potentiellen deutschen Angriff aus dieser Richtung nach einer Verletzung der Schweizer Neutralität zu stoppen" forderte. Er machte weitere Anspielungen bezüglich dieser Befestigungslinie am 27. Januar, 11. Februar und am 5. April 1916. Am 17. Februar 1916 verfasste das Oberkommando der Armee-Gruppe Ost eine Note mit dem Titel "Operationen auf Schweizer Gebiet" (“Opérations en Territoire Helvétique”) welche zweifelsfrei die vorhandenen Befürchtungen der Franzosen hinsichtlich eines deutschen Angriffes in diesem Sektor unterstreicht. Jedoch entwickelte man auf französischer Seite nach den schrecklichen Kämpfen um Verdun nun andere Perspektiven, die auf eine Kooperation zwischen Frankreich und der Schweiz abzielten. Dies bedeutete ein Ende der auf der Grundlage von Schimären ausgearbeiteten Planspiele der französischer Strategen.
Die militärische Kooperation und die Varianten von "Plan H" von 1916 bis 1918
Anfang April 1916 entsandte der französische Militär-Attaché in der Schweiz, Colonel Pageot, eine Reihe von Berichten an das Hauptquartier, welche den Willen der Schweiz zu Verhandlungen bezüglich einer militärischen Kooperation mit Frankreich offenbarten. Nachdem feststand, daß sich die Truppen der Schweiz einer Überschreitung der Schweizer Grenze entgegenstellen würden, das Oberkommando der Schweiz nur im Falle einer ernsthaften Bedrohung durch Deutschland um die Hilfe Frankreichs ersuchen würde, beinhaltete "Plan H" fortan nur noch zwei Armeen, die Armée du Jura” und die “Armée de l’Aar”.
Am 24. Dezember 1916 setzte General Nivelle, der die Nachfolge Joffre’s angetreten hatte, General Foch als Verantwortlichen für "Plan H" ein. Foch veränderte diesen -da er wenig Vertrauen in die Schweiz setzte- dahingehend, einen möglichen deutschen Vormarsch im Mittelland zu stoppen, und zwar zwischen Neuenburg und Olten und verzichtete auf einen Vorstoß nach Süddeutschland. Am 1. Januar 1917 eröffnete Foch die neue Strategie Nivelle, der dieser zustimmte und zwei Faktoren unterstrich: die Kriegsführung außerhalb Frankreichs so früh als möglich und das Zurückdrängen des Feindes im Falle einer Verletzung der Neutralität der Schweiz.
Am 5. und 6. April 1917 führten die Treffen von Bern zwischen dem Schweizer Generalstabs-Chef, Oberst-Korpskommandant Sprecher von Bernegg, und dem französischen General Weygand zu einer ersten Übereinkunft auf der Basis einer militärischen Kooperation zwischen Frankreich und der Schweiz: eine Kooperation französischer und Schweizer Truppen wurde ausschließlich für den Fall vorgesehen, daß die Neutralität der Schweiz verletzt werden würde und erst nach der Bitte seitens der Schweizer Regierung um Unterstützung, da man sich auf Schweizer Seite das Recht vorbehalten wollte, einer geringfügigen Bedrohung (nur lokalen Grenzverletzung) mit eigenen Truppen zu begegnen. Im Juni 1917 ersuchte General Pétain um die Ausarbeitung eines Planes, die französisch schweizerische Grenze mit 4 Divisionen zu schützen. Von nun an konzentrierte sich die französische Aufmerksamkeit mehr und mehr auf die Schweiz: am 5. August wurde "Plan H" Foch entzogen und an General Paulinier übertragen. Es folgten Gespräche zwischen französischen und Schweizer Delegationen am 15. August in Paris, eine Gruppe Schweizer Offiziere besuchte im Herbst die französische Armee. Die letzten Treffen des Jahres 1917 fanden im Dezember statt, als Paulinier in die Schweiz entsandt wurde um das Abkommen, welches von Weygand initiiert wurde, zu komplettieren, vor allem hinsichtlich der Unterstützung durch Frankreich im Bereich Artillerie und Luftwaffe. Ebenso wurde eine neue Variante von Plan H erarbeitet, welche 3 Armeen einbezog: die “Armée d’Alsace”, die “Armée du Jura” und die “Armée de Genève”.
Der letzte "Plan H" wurde Anfang 1918 entwickelt. Der am 19. Januar vorgestellte "Plan H'" (bereits im Oktober 1917 unter Einbeziehung englischer und italienischer Truppen entwickelt) gab dem Projekt eine größere Reichweite: zunächst 3 Divisionen (eine davon britisch), später sogar 4, sollten einerseits Simplon und Lötschberg, andererseits die Region nördlich von Gotthard nehmen. Die im Anschluß aus Italien vorstoßenden Verbände sollten aus italienischen, britischen und 2 französischen Gebirgs-Divisionen gebildet werden. Jedoch wurde die Beteiligung italienischer Truppen an der Verteidigung der Schweiz von Schweizer Seite abgelehnt. Somit nahm keine italienische Delegation an den Verhandlungen von Dijon am 4. März und denen von Lyon am 6. März 1918 teil, bei denen französische, britische und Schweizer Offiziere ein letztes Mal "Plan H" erörterten ( "Plan H" und "Plan H'" wurden im Februar 1918 miteinander verschmolzen).
Ein kurzer Blick auf die Chronologie der Ereignisse verdeutlicht, warum "Plan H" niemals zur Ausführung kam:
- 1915 planten die Franzosen eine Überquerung der Schweizer Grenze um einen schnellen Angriff bis in den Süden Deutschlands hinein, Kämpfe gegen Schweizer Truppen einkalkuliert, vorzutragen. Jedoch wurde die Stärke der Schweizer Armee 1915 auf 220’000 bis 300’000 Mann geschätzt, letztlich eine durchaus abschreckende Streitmacht (150’000 Mann aktive Truppen, 70’000 in der Landwehr, 70’000 im Landsturm und zusätzlich noch 200’000 Mann Hilfstruppen); andererseits hätte eine Verletzung der Schweizer Neutralität Frankreich zwangsläufig aus dem Verband der "zivilisierten Nationen" ausgeschlossen, so wie das mit Deutschland nach der Grenzverletzung Belgiens der Fall war. Diese beiden Punkte gaben wohl den Ausschlag dafür, den Angriff wie ihn "Plan H" vorsah, nicht zu starten.
-1916 unternahmen Franzosen und Schweizer Anstrengungen bezüglich einer militärischen Verteidigungs-Kooperation gegen Deutschland für den Fall eines deutschen Angriffes gegen die Schweiz. Diese begannen nach der Schlacht von Verdun und wurden auch während der Somme-Schlacht fortgesetzt. Dieser Plan wurde bis zum Ende des Jahres diskutiert und ersetzte den Plan einer Offensivoperation aus dem Jahre 1915. Die Entscheidung für diese Option war sicherlich von der großen Zahl von Opfern, die das Jahr 1916 kostete, maßgeblich mitbestimmt.
-1917 führten die Gespräche zu einer Fortsetzung der Kooperation, die Franzosen erweiterten diese jedoch dahingehend, daß sie Pläne über die Stationierung von Deckungstruppen entlang der Grenze zur Schweiz entwickelten. Als sich die Lage in Russland negativ entwickelte, bereiteten sich die Franzosen mehr und mehr auf eine mögliche deutsche Invasion Italiens oder Ostfrankreichs durch das Gebiet der Schweiz hindurch vor, welche jedoch nie stattfand.
-1918 wurde eine mögliche Invasion der Schweiz deutscher oder österreichisch-ungarischer Truppen zunehmend unwahrscheinlich, was sich bald dadurch bestätigte, daß die Deutschen starke Aktivitäten in der Mitte der französischen Front entwickelten. Da die große Schlacht nun anderenortes stattfand, schien sich das Interesse für die Schweiz in Luft aufzulösen, Plan H war plötzlich Makulatur. Andererseits wäre der Einsatz unerfahrener britischer Truppen, aus Italien kommend, im Gebirgskrieg ohnehin ein großes Wagnis gewesen. Letztlich sorgte die Tatsache, daß die Schweiz sich strikt weigerte, Italien an den Gesprächen bezüglich der Kooperation und somit an der potentiellen Verteidigung der Schweiz teilnehmen zu lassen im Endeffekt zusätzlich für eine Schwächung des französischen Planes.
Resümierend kann
man sagen, daß die Anstrengungen bezüglich "Plan H" mehr und mehr schwanden:
von einem Offensivplan im Jahre 1915, der sogar eine Verletzung der Schweizer
Souveränität vorsah, wurde er 1916 in einen Plan bezüglich einer
Defensiv-Kooperation umgewandelt, sah dann lediglich noch die Verstärkung der
französischen Grenzschutz-Aktivitäten vor und endete mit der Aufgabe des
Planes, der mittlerweile in der Durchführung viel zu kompliziert und, vor
allem, nutzlos und unnötig war.
Quellen: französische Dokumente sowie PD Dr. H.R. Fuhrer, „Die Schweizer Armee im 1. Weltkrieg“ – Bedrohung, Landesverteidigung und Landesbefestigung“, 780 Seiten, NZZ-Verlag Zürich, 1999+2001, ISBN 3-85823-798-1.
Ich möchte meinen Dank an Oswald Schwitter aussprechen, der mir bei der Recherche und letztlich bei der gesamten Arbeit an "Plan H" sehr behilflich war. Dank auch an Renaud Meunier ( "La Der des Ders") für die Übersetzung der Karten.
Eric Mansuy, im Januar 2001.
Hinweis:
Der vorstehende Artikel wurde verfasst von
Eric Mansuy für die Web-Sites "La Der des Ders" bzw. "An Unfortunate
Region". Dort finden Sie eine "Version Francaise" bzw. "English Version" dieses
Artikels. Die deutsche Version wurde von Alexander Kallis für seine
Internet-Seite „Vogesenkämpfe“ verfasst.
Ich danke Eric und Alex für ihre freundliche Genehmigung zur Wiedergabe.
La Der des Ders = www.1914-18.org
An Unfortunate Region = www.unfortunate-region.org
Vogesenkämpfe = www.vogesenkaempfe14-18.de/
Nachstehend finden Sie als Ergänzung weitere Unterlagen zu „Plan H“.
Aus: H.R. Fuhrer „Die Schweizer Armee im 1. Weltkrieg“ (NZZ-Verlag, 1999)
Karte "Plan H" vom 14.12.1915 (H.R. Fuhrer)
Die Aufträge der 3 frz. Armeen im "Plan H" von 1915
Karte "Plan H" 1916, Verfeinerung des Planes von 1915 durch FOCH. (H.R. Fuhrer)
In Band XI des frz. Generalstabswerks „La Direction de l’Arrière“ wird auf S. 349 und 529-531 vor allem auf die Transport- und Nachschub-Konsequenzen des "Plan H" von 1916 eingegangen.
Tome XI, page 349 - .... 1'800 Züge geplant ....
Im Winter 1916/17 wurde der Plan H verfeinert.
Die Ausladeorte für die alliierten Truppen in der Schweiz waren abhängig
von den 3 Hypothesen:
(a) Schweiz neutral, (b) Schweiz feindlich oder (c) Schweiz befreundet
[Seite 530, Mitte]
Tome XI, page 529: Der verfeinerte "Plan H"
Tome XI, page 530 (Fortsetzung von Seite 529)
Tome XI, page 531 (Fortsetzung & Abschnittsende)
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